AllgemeinDressur-Studien

Doping im Pferdesport: Isabell Werth überführt

Doping im Pferdesport wiegt doppelt schwer- wird doch hier ein Lebewesen manipuliert. In den vergangenen Wochen häuften sich die neuen Informationen rund um das Thema Doping im Reitsport. Die heutige Nachricht schlug trotzdem ein wie eine Bombe: Die fünffache Dressur-Olympiasiegrin Isabell Werth nutzte ein Psychopharmaka bei ihrem Pferd Wisper. Die A-Probe war positiv. Nun besteht Werth auch auf das Öffnen der B-Probe. Die FN suspendierte die Dressurreiterin mit sofortiger Wirkung.

Update, 20.51 Uhr:

Isabell Werth bedauert und erklärt, das sei alles nur eine Verordnung des Tierartzes gewesen, weil ihr Pferd Balanceprobleme habe und an dem so genannten Shivering Syndrom leide.

Seite und Pressemitteilung von Isabell Werth dazu

Noch ein ausführlicherer Artikel ist beim ZDF zu finden

Doch der Makel bleibt: Warum wird mit einem solchen Pferd ein Turnier gemeldet und dann auch gestartet?

Mein Kommentar dazu war heute im Deutschlandfunk
hörbar.

Nachlesbar ist der Kommentar hier:

Es gibt schon Momente, da möchte man sich als Beobachterin der Reitsportszene fragen: Wer hat hier eigentlich mehr Verstand im Kopf? Die Reiter oder ihre Vierbeiner?
Bisher waren es ja in erster Linie die Springreiter, die durch Doping oder die so genannte Medikamentation aufgefallen sind. Im Gegensatz zu jeder anderen Sportart wird beim Reiten zwischen Doping und Medikamentation unterschieden. Das heißt: absolute Null-Lösung: Pferde dürfen vor einem Turnierstart keine Medikamente bekommen, auch keine völlig harmlosen. Und das aus einem einleuchtenden Grund: Kranke Tiere haben nichts auf Turnierplätzen zu suchen, das ist schlicht und ergreifend eine Frage des Tierschutzes. Soweit die Theorie. In der Praxis ist dies aber leider schon lange nicht mehr die Regel: Man denke an die Olympischen Spiele in Athen 2004, wo die deutschen Springreiter ihre Medaille gleich wieder abgeben durften. Im vergangenen Jahr in Hongkong gab es dann erneut Doping-Fälle. Und jetzt auch noch die Dressurreiter und ausgerechnet ihre Ikone, die fünffache Olympiasiegerin Isabell Werth.
Dabei hatte der Dachverband, die Deutsche Reiterliche Vereinigung, – kurz FN – doch gerade erst Ende Mai die Notbremse gezogen und alle Championats-Kader aufgelöst, also die Mannschaften, die für Deutschland antreten dürfen. Das fanden besonders die Dressurreiter irritierend. Isabell Werth spöttelte noch, ob die anberaumten Befragungen der Reiter nun wie in einem Beichtstuhl vonstatten gehen sollten. Dieselbe Isabell Werth erklärte kürzlich bei einer Podiumsdiskussion vollmundig, es gehe niemanden etwas an, welche Medikamente ihre Pferde bekämen. Als sie das sagte, saßen hochrangige Vertreter der Reiterlichen Vereinigung daneben. Nein, das Thema Doping im Pferdesport ist leider nicht neu, auch wenn es gerade brandaktuell ist. Der Dachverband hat viele, viele Jahre lang eine Hinhalte- und Aussitztaktik praktiziert. Und erst dann durchgegriffen, mit der Kaderauflösung, als ARD und ZDF drohten, Reitsport-Turniere nicht mehr zu übertragen. Mitte Juli sollen nun alle Spitzenreiter zu Doping befragt werden. Danach erst wird entschieden, wer wieder in die Kader aufgenommen wird, wer also für Deutschland an Turnieren teilnehmen darf.
Diese Selektion hielten viele erst für eine reine Showveranstaltung. Das dürfte nun nicht mehr genügen. Es ist an der Zeit aufzuräumen und Dopingsünder konsequent zu sperren.
Und es wäre schön, wenn sich Spitzenreiter und Funktionäre bei Gelegenheit daran erinnern würden, was wichtig ist: Nicht nur die Übertragungsrechte, das Geld und die Sponsoren – sondern es geht auch und nicht zuletzt um das Wohl des Pferdes. Wer dieses Wohl ignoriert, sollte umsatteln. Radfahren ist doch auch ein schöner Sport.