Seit gestern überschlagen sich die Meldungen: Die Ende Juli in zwei Regionalzügen gefundenen Koffer enthielten tatsächlich Bomben, beide wurden wohl gezündet, explodierten aber nicht.
Heute nun gab es in Kiel eine Festnahme – offenbar einer der gesuchten Tatverdächtigen.
Gestern habe ich zum Thema einen Kommentar für den Deutschlandfunk gemacht.
Er ist hier nachhörbar.
Der Text des Kommentars lässt sich auch auf den Seiten des DLF nachlesen.
Und hier finden Sie den Text natürlich auch.
Es ist ein Horrorszenario: In zwei Regionalzügen werden zeitgleich zwei Bomben gezündet. Die Waggons entgleisen, Menschen werden verletzt, getötet. Die Parallelen zu den früheren Anschlägen liegen auf der Hand – wobei die Planung und Ausführung der Tat gänzlich anders vonstatten ging: Es waren keine Selbstmordattentäter. Zudem sollten die Bomben nicht in der Hauptverkehrszeit und nicht in Bahnhöfen explodieren – dann wären noch mehr Menschen gefährdet gewesen. Und schließlich: das Attentat scheiterte.
Der Präsident des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke, geht eher von einem terroristischen Hintergrund aus. Wobei er auch eine Erpressung der Deutschen Bahn nicht ausschließt – das aber für unwahrscheinlich hält. Wenn hier tatsächlich Terroristen am Werk waren, dann sind sie erstaunlich schlecht vorbereitet gewesen. Solches – aus terroristischer Sicht – unprofessionelles Vorgehen gab es bei den Anschlägen von New York, Madrid und London ganz eindeutig nicht.Doch ob nun Terroristen am Werk waren oder hinter den Bomben Erpresser stecken: Beide Tätergruppen haben eines gemeinsam: Sie wollen Angst und Unsicherheit in der Gesellschaft schüren. Und das ist ihnen auf jeden Fall gelungen. Reflexartig wird nun wieder diskutiert, welche Gesetzesverschärfungen nötig sind. Neben der Auswertung von Maut-Daten forderte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble heute prompt auch die flächendeckende Videoüberwachung – dabei verhindert das übermäßige Datensammeln keine Anschläge, sondern erleichtert ausschließlich die Tätersuche.Natürlich ist es gut, wenn die Täter schnell gefasst werden – noch besser wäre es aber, die Anschläge zu verhindern. Aufmerksame Schaffner in Bussen, Bahnen und Zügen sind effektiver als jede Videokamera. Doch zusätzliches Personal kostet Geld. Geld, das auf politischer Ebene niemand bereit ist auszugeben. Also, wird trotz aller Gefahren selbst bei den Sicherheitsdiensten das Personal reduziert, statt es aufzustocken. Bisher ist immer die Frage gestellt worden, wie viele Bürgerrechte die Menschen bereit sind aufzugeben, um in Sicherheit zu leben. Vielleicht sollte die Frage einmal ganz anders gestellt werden: Wie viel Geld ist den Politikern denn die Sicherheit der Bürger wirklich wert?